Meist stellt eine Zahnfehlstellung eine Kombination aus genetischen (vererbten) Faktoren im Rahmen der Wachstumsentwicklung der Kiefer und individuellen Abweichungen beim Zahnwechsel sowie Einflüssen der die Zähne umgebenden Weichteile (Zunge, Lippen und Wangen) dar.
Je ausgeprägter die Zahnfehlstellung, umso größer Fehlbelastung und dauerhafte Verschiebungstendenz der einzelnen Zähne
Vergrößerte Frontzahnstufen verstärken die Neigung zum „Pressen und Knirschen“ und können zu Überbelastungen und Schädigungen der Kiefergelenke führen.
Zungen- und Lippenfehlfunktionen führen häufig zu vergrößerten Frontzahnstufen. Dadurch entstehen Fehlbelastungen bis zur Lockerung der Frontzähne und meist nachfolgender Schädigungen der Zahnwurzeln (Zahnwurzelverkürzungen).
In der Zahnwechselphase können Fehlfunktionen von Zunge und Lippen zu Durchbruchsproblemen bei den Eckzähnen führen (bis hin zur Verlagerung in den Gaumenbereich). Zusätzlich kann es zu Schädigungen der Wurzeln der seitlichen Frontzähne kommen.
Milchzahnkaries und vorzeitige Milchzahnverluste führen zu Platzverlust für die später nachfolgenden bleibenden Zähne und damit zu Behinderungen beim Zahndurchbruch.
Engstände im Frontzahnbereich (bes. im Unterkiefer) verstärken die Zahnsteinbildung, beeinträchtigen die Zahnreinigung und können langfristig zu Schädigungen des Zahnhalteapparates (Parodontose) führen. Sie erhöhen damit die Gefahr von Zahnverlusten im Laufe des Lebens.
Grundsätzlich sollten Behandlungsmaßnahmen auf das individuelle Kieferwachstumsmuster abgestimmt werden, da andernfalls erneute spätere Zahnverschiebungen begünstigt werden.
Bereits in der Milch - bzw. Wechselgebiß-Phase können viele Entwicklungsstörungen behandelt und dadurch die Verstärkung von Zahnfehlstellungen (und auch Kiefergelenksbelastungen) verhindert werden
Da die Kassenrichtlinien erst einen späteren Beginn mit aktiven Behandlungsapparaturen erlauben, sollte bei Platzproblemen und vorzeitigen Milchzahnverlusten oder auch bei ungünstigen Keimlagen (z.B. der Eckzähne!) frühzeitig mit wachstumssteuernden und platzsichernden Maßnahmen begonnen werden. Wenn Platzprobleme und Abweichungen der Keimlagen (regelmäßige Lageabklärung der Eckzahnkeime!!!) ignoriert bzw. zu spät erkannt werden, kann sich später die Notwendigkeit zur Entfernung von gesunden bleibenden Zähnen ergeben.
Bei Nichtanlagen (d.h. dem Fehlen) von bleibenden Zähnen ergeben sich folgende Fragen: Wann geht der Milchzahn verloren und was soll dann mit der Lücke geschehen?
Da Implantate immer erst nach Beendigung des Wachstums der Kiefer eingesetzt werden und nur für einen bestimmten Zeitraum verbleiben können, ist es in bestimmten Fällen möglich, mittels kieferorthopädischer Apparaturen die Lücke zu schließen, sodass kein künstlicher Fremdkörper als Implantat erforderlich wird.
Auch bei erwachsenen Patienten mit Zahnverlusten durch Karies oder Unfall können sich Fragestellungen ergeben nach Zahnstellungskorrektur und Schließen der Zahnlücke bzw. Vorbereitung der Zahnstellung zur Erleichterung der prothetischen Lückenversorgung durch den Zahnarzt ( z.B. bei Implantat oder Brücke).
Vergrösserte Frontzahnstufen (bes. der „tiefe Überbiß“) führen auch bei erwachsenen Patienten verstärkt zu „Press-und Knirschgewohnheiten“ (Bruxismus) und damit zur Schädigung der Kiefergelenke. Auch hier können Korrekturen der Zahnstellung (Tiefbisskorrektur) mittels kieferorthopädischer Apparaturen helfen. Durch eine vorausgehende kieferorthopädische Tiefbiss-Korrektur kann auch der Effekt einer Schienentherapie verbessert werden
Bei Fehlstellungen der Frontzähne durch gekippte und gedrehte Zähne sowie bei zu schmalen oder breiten Zähnen mit abweichenden Zahnformen können Korrekturen der Stellung der Zähne und anschließender Umbau der Zahnform durch den Zahnarzt zu einer Optimierung der Ästhetik führen.